Jahr für Jahr veröffentlicht die Landeskirche in kompakter Form, wie sie eigentlich mit dem Kirchensteueraufkommen umgeht. Jesus hat zwar gesagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig dem Geld“ (Mt 6,24) und die Jünger hat er ohne Geld losgeschickt (Mk 6,8), aber auch die Jünger hatten eine Gemeinschaftskasse. Entscheidend scheint also die Gewichtung zu sein: Die Finanzen sind kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, Gewinne zu erwirtschaften und Rücklagen zu bilden, sondern das gemeinsame Geld verantwortungsvoll für den kirchlichen und gemeindlichen Auftrag einzusetzen. Deshalb sind transparente Finanzen wichtig. Immerhin handelt die Kirche nicht mit ihrem Geld, sondern mit dem Geld ihrer Mitglieder. Und was für die Landeskirchen gilt, gilt natürlich auch für die Friedens-Kirchengemeinde.

Im Moment stehen in der Gemeinde viele Finanzdiskussionen an. Seit der Umstellung des Finanzsystems von der Kameralistik auf die Doppik, die ich neulich schon beschrieben habe, hatte die Friedens-Kirchengemeinde mehrere Jahre keine Übersicht über ihre finanziellen Verhältnisse. Man stelle sich vor, ein Dax-Unternehmen müsste über Jahre im Blindflug arbeiten und würde den Aktionären am Ende des Jahres immer sagen: „Tut uns leid, aber eine Bilanz können wir grad nicht vorlegen. Wir können nicht sagen, ob wir Gewinne oder Verluste machen!“ Die Aktionäre würden dem Unternehmen auf’s Dach steigen, wäre die Situation nicht völlig unrealistisch. In den Kirchengemeinden des Kirchenkreises Münster ist das leider bittere Realität. Jetzt liegen allmählich die Zahlen vor und sorgen für Diskussionen.

Heute haben sich Teile Presbyteriums mit einem Vertreter der kreiskirchlichen Verwaltung getroffen, um auf den aktuellen Stand gebracht zu werden. Die Zahlen sind dabei alles andere als erfreulich. Zwar bricht nicht gleich der Notstand aus und die Gemeinde steht noch nicht mit dem Rücken zur Wand, aber es gilt, Maßnahmen zu ergreifen, die der Gemeinde ihre Handlungsfähigkeit erhalten. Und dabei geht es in den aktuellen Zahlen nicht einmal um die finanziellen Folgen der Corona-Krise. Der Effekt wird die Gemeinde erst mit Verzögerung einholen – und im Moment lässt sich noch gar nicht sagen, mit welchen Folgen genau zu rechnen ist.

Neben der Sichtung der Unterlagen für die heutige Sitzung habe ich mich nochmal etwas eingehender mit einem Heft befasst, dass der Friedens-Kirchengemeinde 2016 vorgelegt wurde: „Was macht die Friedens-Kirchengemeinde eigentlich mit meinem Geld?“ Das Fundraising-Team der Kirchengemeinde hat darin dargelegt, wie der Gemeindehaushalt für 2016 geplant war und welche Gelder 2015 neben der Kirchensteuer zum Beispiel durch Spenden, Kollekte, Flohmärkte und den Förderverein eingenommen und wofür sie ausgegeben wurden. Dabei kamen 2015 immerhin über 60.000€ zusätzlich in die Gemeindekasse. Das Geld wurde eingesetzt für Dinge, die mit Kirchensteuermitteln allein nicht finanzierbar wären. Auf 28 Seiten wird transparent gemacht, wie die Gemeinde mit den anvertrauten Geldern umgegangen ist.

Pfarrer Hartmut Hawerkamp schrieb damals in der Einleitung, dass man den Blick nicht richten soll auf zurückgehende Kirchensteuermittel und die damit verbundenen Einsparungen, sondern auf das, was möglich ist, wenn Menschen sich mit Zeit und Geld für die Ziele der Kirchengemeinde einsetzen. Damals beklagte der Bericht noch, dass man über den tatsächlichen Stand der Gemeindefinanzen wegen der Finanzsystemumstellung nicht ausreichend Bescheid wusste. Jetzt sehen wir klarer, und es wird noch deutlicher, wie wichtig der Perspektivwechsel hin zu den Möglichkeiten ist.

Der Finanzbericht, der im Gemeindehaus öffentlich ausliegt, ist für mich vorbildlich für einen transparenten Umgang mit Gemeindefinanzen. Dieser Spur würde ich gerne weiter folgen. Auf lange Sicht wird nämlich Gemeindearbeit aus Kirchensteuermitteln allein nicht zu finanzieren sein. Wir können froh sein, wenn die notwendigen fixen Aufgaben sicher finanziert sind, weil daran zum Beispiel Personalstellen hängen. Damit ist aber noch kein neues E-Piano finanziert, kein Material für die Kinder- und Jugendarbeit und kein neues Dach für Friedenskirche. Soweit ich gehört habe, gibt es schon Vorarbeiten für einen aktualisierten Finanzbericht. Das ist gutes Instrument, das vor Ort Vertrauen schafft, weil wir zeigen: Wir gehen mit den Geldern, die wir anvertraut bekommen, zukunftsorientiert und verantwortungsvoll um.

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