Statistik hat etwas ernüchterndes. In diesem Monat hat die EKD ihre Mitgliederzahlen für 2019 veröffentlicht. Am Stichtag 31.12.2019 gehört rund 25% der Bevölkerung in Deutschland einer evangelischen Landeskirche an. Das sind fast 21 Mio. Menschen. Mit Sorge erfüllt dabei die Kirchenleitungen, dass die Ev. Kirchen beinahe eine halbe Millionen Mitglieder verloren hat, davon über die Hälfte durch Kirchenaustritte. Das sind fast 2%. Vor ein paar Tagen habe ich schon mal auf die Zahlen der Kirchengemeinde geschaut. Das habe ich heute nochmal getan und mir die Entwicklung in den letzten vier Jahren angesehen.

Was man sagen kann ist, dass die Ev. Friedens-Kirchengemeinde am Stichtag 31.12.2019 gut 3,3% weniger Gemeindeglieder hatte als ein Jahr zuvor. Das sind in Zahlen 107 Personen. 2019 gab es 44 Austritte und 35 Todesfälle, die in der Gemeinde gemeldet wurden. Interessant ist, dass laut Kirchbuch nur 18 Verstorbene evangelisch beigesetzt wurden. Von diesen war 16 Gemeindeglieder, zwei waren aus anderen Bezirken oder es gab besondere Umstände, dass die Beerdigung übernommen wurden. Der Gemeindezuwachs durch 27 Taufen und 2 Aufnahmen kann den Verlust nicht auffangen.

Interessant ist natürlich auch die Gesamtentwicklung über einen längeren Zeitraum. Wenn man die letzten zehn Jahre betrachtet, so hat die Gemeinde kontinuierlich an Mitgliedern verloren. Ausnahme waren 2014 und 2017. Bis 2015 lag der Verlust jeweils im Bereich von unter 1%. Ab 2016 liegt der jährliche Verlust bei ca. 3% pro Jahr.

Kehren wird zurück zu 2019. Über 57 von den 107 Personen, die die Gemeinde im letzten Jahr verloren hat, lässt sich nichts genaues sagen. Leider sind die statistischen Zahlen nicht ganz exakt, weil manche Daten gesperrt sind oder die Übertragung von der Kommune an die Kirche hakt. Laut kommunaler Angaben sind 140 Personen in das Gemeindegebiet gezogen, aber nur eine ist fortgezogen. Das scheint mir unrealistisch. Möglicherweise hängen die Zahlen mit den unklaren Zu- und Wegzügen zusammen. Insgesamt kann man sagen, dass von den rund 19.000 Menschen, die im Gemeindebereich wohnen, etwa 15% evangelisch sind.

Am stabilsten sind in der Regel die Zahlen, die das Kirchbuch hergibt, weil dort zumindest festhalten wurde, welche Amtshandlungen und Kasualien tatsächlich übernommen wurden. Eine klare Tendenz lässt sich daraus allerdings nicht ablesen. Vor dem Hintergrund der bundesweiten Entwicklung kann man aber sagen, dass evangelische Bestattungen abnehmen, weil nicht alle evangelischen Gemeindeglieder auch evangelisch beigesetzt werden. Manchmal entscheiden die Kinder der Verstorbenen sich gegen eine christliche Bestattung, weil sie selbst damit nichts anfangen können. In einigen Fällen ist das sehr schade, nämlich dann, wenn ich weiß, dass die Verstorbenen selbst eine enge Gemeindebindung und sich eine evangelische Beerdigung gewünscht hatten.

Amtshandlungen und Kasualien aus den Jahren 2016 bis 2019

Konfirmationen nehmen auch ab, allerdings liegt das nicht daran, dass sich Jugendliche gegen die Konfirmation entscheiden. Der Prozentsatz der evangelischen Jugendlichen, die sich zum Konfi-Unterricht anmelden, ist recht stabil, nur die absoluten Zahlen werden weniger. Stabil sind auch die Taufzahlen. Das gilt – abgesehen von einem Ausreißerjahr 2017 – auch für die Friedens-Kirchengemeinde. Und die Gemeinde liegt im bundesweiten Trend, was eine leichte Zunahme kirchlicher Trauung betrifft.

Wie gesagt: Statistik hat etwas ernüchterndes. Es gibt ein lebendiges Gemeindeleben. 300 Ehrenamtliche sind in der Friedens-Kirchengemeinde an unterschiedlichen Stellen aktiv. Aber für die Friedens-Kirchengemeinde gilt letztlich, was bundesweit gilt: die Gemeindegliederzahlen nehmen ab. Das ist traurig, aber kein Grund zur Resignation. Die beste Werbung ist, sich vertrauensvoll, zuversichtlich und fröhlich zu zeigen, warum einem selbst evangelischer Glaube wichtig ist.

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