Heute ist Fronleichnam. Das katholische Hochfest feiert die Gegenwart Christi in Brot und Wein, den Elementen des Abendmahls. Beim Ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag hat Pfarrer Thomas Schulz durch die Blume angeregt, auch vor der evangelischen Kirche einen Segensaltar aufzubauen um ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen. In diesem Jahr fallen coronabedingt die Prozessionen aus. Für das nächste Jahr habe ich mir die Anregung aber auf die Agenda gesetzt. Aber ich verbinde mit Fronleichnam noch mehr.

Zum Fronleichnamsfest habe ich ganz unterschiedliche Assoziationen:

  • Ich kann mich noch gut an Fronleichnamsprozessionen in meiner Kindheit erinnern, da ich als evangelisches Kind den katholischen Kindergarten Charvinstift in Warburg besucht habe. Die Kindergartenkinder waren damals in die Prozession miteingebunden. Ich erinnere mich an die feierliche Stimmung, die geschmückten Straßen und Häuser, den beeindruckenden Umzug, den Geruch von Weihrauch in der Luft, die Priestern in bunten Gewändern und die Menge der Meßdiener.
  • Ich erinnere mich aber auch an erzählte Geschichten vom konfessionellen Gegeneinander, die mich seit meiner Kindheit begleiten: dass die Evangelischen demonstrativ an Fronleichnam die Wäsche wuschen und Hausputz machten, während die katholischen Bauern am Karfreitag Mist fuhren.

Wir sind heute als Kirchen zum Glück auf einem anderen Weg und suchen stärker das Miteinander. Seit dem Jahr meiner Geburt, 1967, gibt es im Bereich der heutigen Friedenskirchengemeinde einen Ökumenischen Arbeitskreis (nach einer anderen Quelle seit 1974). Seit 1971 gibt es auf Stadtebene eine Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. 1999 hat der Ökumenische Arbeitskreis der katholischen Gemeinden St. Agatha, St. Bernhard und St. Ida sowie der mittlerweile entstandenen Evangelischen Friedenskirchengemeinde mit einer ökumenischen Willensbekundung auf die damalige Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre reagiert.

„Ermutigt durch die gemeinsame Erklärung von Augsburg am 31.10.1999 erklären wir:
Wir danken Gott für die in den vergangenen Jahren gewachsene Freundschaft zwischen unseren Gemeinden und freuen uns, dass sie das Leben der Gemeinden nachhaltig bereichert hat. Sie äußert sich in gemeinsamen Aktivitäten auf verschiedenen Gebieten.
Wir nehmen katholische/evangelische Christen an als gleichwertig und gerechtfertigt allein durch Christus, unseren gemeinsamen Herrn.
Wir stellen bisherige Abgrenzungen in den Hintergrund – bei uns selbst und im Gespräch mit anderen.
Unterschiede zwischen den Konfessionen sehen wir als Möglichkeit der Bereicherung von Frömmigkeit an.
Wir wollen uns durch Besuche der Gottesdienste der anderen Konfessionen vertrauter mit den Bräuchen, Frömmigkeitsformen und Liturgien unserer Konfessionspartner machen.
Wir verpflichten uns, nach Wegen weiterer Gemeinsamkeiten zu suchen, um das ökumenische Anliegen gemäß dem Auftrag Jesu voranzubringen und die Einheit der Kirchen in versöhnter Vielfalt anzustreben.
Wir verstehen die Erklärung als Grundlage für weitere Gespräche und Schritte in unseren Gemeinden und ihren Gremien.“
Münster, den 2.12.1999

Gemeinsame Erklärung der Mitglieder des Ökumenischen Arbeitskreises der katholischen Gemeinden St. Agatha, St. Bernhard und St. Ida sowie der Evangelischen Friedenskirchengemeinde.

Inzwischen haben sich durch Gemeindefusionen und Umbenennungen die Namen der Akteure zwar verändert, Ansatz und Anspruch sind aber gleich geblieben. Der heutige „Arbeitskreis Ökumene Münster Südost“ besteht aus Mitarbeitenden der Kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus Münster, der Ev. Friedenskirchen-Gemeinde und der Ev. Kirchengemeinde Wolbeck. Sie treffen sich mehrmals im Jahr zu Arbeitstreffen und zu einem Klausurtag. Ich freue mich darauf, mich hier demnächst mit einbringen zu dürfen und einen Beitrag leisten zu können zu weiteren Schritten aufeinanander zu.