Auf Facebook hat mich gerade der Kirchenmusiker meiner Ex-Gemeinde zu einer Challenge über die 10 Bücher herausgefordert, die mich beeindruckt und geprägt haben. Auf einem der Top-Ten-Plätze landete Richard Rohrs „Der wilde Mann“. Zu Studentenzeiten haben wir sogar mal eine Männergruppe gehabt und darüber diskutiert. Daran musste ich heute denken, als ich mich mit einigen Männern vom Männerfrühstück getroffen habe. Sie haben mir einiges über ihre Gruppe erzählt und beim nächsten Treffen ist geplant, dass ich dann zu Gast bin.

Männergruppen gibt es nicht so oft in den Gemeinden. Häufig scheint es so, als würden Kirchengemeinde vor allem aus Frauen bestehen. In der Friedens-Kirchengemeinde gibt es dagegen gleich zwei Männergruppen: „Wir Männer“ wurde 2015 gegründet und ist eine Selbsterfahrungsgruppe. Das „Männerfrühstück“ wurde vor ca. 12 Jahren ins Leben gerufen. Initiatoren waren seinerzeit Uwe Hartmeier, damaliger Mitarbeiter vom Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW und für Männerarbeit im Münsterland zuständig, und Hartmut Hawerkamp, der die Synodalbeauftragung für Männerarbeit inne hatte. Dadurch kam es, das die Treffen eng mit dem Gemeindehaus der Friedens-Kirchengemeinde verbunden sind.

Das Gespräch heute habe ich mit Herbert Ulonska, Harald Forst, Jürgen Neiß, Rudolf Gause und Rainer Schweder geführt. Einige der Männer waren von Anfang an beim Männerfrühstück dabei. Sie suchen die Themen aus und kümmern sich um interessante Referenten. Bei den Treffen war zudem Hartmeiers Nachfolger Marcel Temme dabei, der jetzt in der Region für Männerarbeit zuständig ist.

Das Männerfrühstück findet zweimal im Jahr an einem Samstag vormittag statt. Dabei hat sich eine bestimmte Grundform bewährt: Um 10 Uhr gibt es erstmal ein gemeinsames Frühstück. Um 11 Uhr beginnt dann eine erste, thematische Phase, die in das Thema des Tages einführen und Orientierung bieten soll. Eine zweite Phase ab 12 Uhr dient dann der Information über Konkretionen und dem Austausch. An den Treffen nehmen um die 40 Männer teil. Gegen 13 Uhr endet die Veranstaltung.

Man sitzt dabei in 6er-Gruppen an Tischen, damit Austausch in der Gruppe möglich ist. Und ein Gespräch kommt tatsächlich zustande, das ist den Männern von der Vorbereitungsgruppe besonders wichtig. Oft gelten Männer eher als maulfaul, besonders, wenn es um persönliche Themen geht. Hier ist aber ein Raum gegeben, in der die Männer auch miteinander ins Gespräch kommen. Vermutlich ist gerade deshalb die Veranstaltung auch so beliebt.

Thematisch geht es um unterschiedlichste Aspekte des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens. Entscheidend ist dabei, dass bei jedem Thema deutlich wird, warum gerade das ein wichtiges Männerthema ist oder sein sollte. Das reicht vom männlichen Arbeitsethos über Probleme wie Depression und Traumatisierung bis zu Toleranz und Lebensglück. Im April stand das Thema „Kirche und Humor“ auf dem Plan; dazu war der Theologe und Kabarettist Okko Herlyn eingeladen. Sie fiel den Corona-Beschränkungen zum Opfer, aber die Männer sind sich einig: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Man wird die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Blick auf die Themenliste beim Männerfrühstück

Eines der beeindruckendsten Themen war für die Männerrunde das Gespräch über Tod und Sterben. Ein Bestatter war zu Gast und er brachte das Kunststück fertig, dass die Gäste beim Männerfrühstück sich auch auf dieses schwierige und oft verdrängte Thema eingelassen haben.

Wie in vielen anderen Gruppen stand am Ende des Gesprächs auch beim Männerfrühstück-Team die Frage im Raum, wie es wohl nach den Sommerferien weitergehen wird. Kann es ein Frühstück geben? Und wenn nicht: Lassen sich Männer dennoch einladen, auch wenn es „nur“ einen Impulsvortrag und Gespräche gibt?

Fest steht auf jeden Fall, dass das nächste Männerfrühstück am 24. Oktober von 10 bis 13 Uhr stattfinden wird. Der Arbeitstitel lautet „Erfundene Wahrheiten“. Dabei soll es um Verschwörungsmythen gehen, die nicht nur aktuell ein Thema sind, sondern schon immer in der Menschheitsgeschichte eine Rolle gespielt haben. Die Ausstellung „Verschwörunstheorien“ im Kloster Dahlheim hat das im vergangenen Jahr in beeindruckender Weise und lange vor Corona vorgeführt. Da ich zufällig für die Beckumer Kirchengemeinde zu genau diesem Thema begonnen hatte, einen ebenfalls ausgefallenen Vortrag vorzubereiten, ist der Plan, dass ich mich im Oktober nicht nur als neuer Gemeindepfarrer vorstelle, sondern gleichzeitig der Referent des Tages sein werde.