Eigentlich hatte ich gestern nachmittag mit Besuch einen Ausflug an den Aasee geplant, aber leider regnete es die ganze Zeit, so dass wir unseren kurzen Trip auf heute verlegt haben. Auch wenn ich schon zweimal in der Jugendherberge dort war und mehrmals um den See gejoggt bin: Viele Fragen zum See konnte ich meinem Besuch gar nicht beantworten. Ich wusste nur, dass der See das Wasser der Aa staut, 2 m tief ist und ich zum Drumrum-Joggen ca. 25 min brauche. Zu Hause habe ich mal ein bisschen recherchiert und bin jetzt etwas auskunftsfähiger – auch was der See mit der Rekatholisierung zu tun hat.

Die ersten Arbeiten zur Anlage des Sees waren kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs begonnen, dann aber wegen des Kriegs abgebrochen worden. 1925 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und bis 1934 wurde der heutige Alte Aasee beendet. Anfang der 1970er Jahre zog der von Hermann Landois 100 Jahre zuvor gegründete Zoologische Garten auf die Sentruper Höhe zog. Im Rahmen der Arbeiten zum neuen Allwetterzoo wurde unterhalb des Zoos hinter der Torminbrücke der Alte Aasee um den Neuen Aasee erweitert. Die Wasserfläche wurde dabei fast verdoppelt.

Ganz klein im Hintergrund am andern Ufer: Der Pier von Jorge Pardo

Die Geschichte des Sees reichte aber weiter zurück. Dazu muss ich kurz ausholen: 1650 wurde Christoph Bernhard von Galen Bischof von Münster. Es stammte eigentlich aus einem evangelischen Elternhaus, wuchs aber bei seinem Onkel auf, der Domherr in Münster war. Geprägt war er durch den Geist der Gegenreformation des Konzils von Trient und als Bischof setzte sich sehr für die tridentinischen Reformen und die Rekatholisierung ein. Auf seinem Grab im Dom steht daher auf Latein „Er hat Münster zurückgeführt“ nämlich nämlich unter das Dach der römischen Kirche.

Von Galen war als Fürstbischof auch politisch tätig und befehligte, bevor er Bischof in Münster wurde, Soldaten im Dreißigjährigen Krieg. In Münster verlangte „Bomben-Bernd“ – so sein Spitzname –, dass die Stadt seine Soldaten versorgt. Münster weigerte sich und der Konflikt schaukelte sich derart hoch, dass Bischof von Galen mit seinen Soldaten 1660 schließlich neun Monate lang seine eigene Stadt belagerte und in diesem Zusammenhang die Aa aufstaute, um die Bürger von der Wasserversorgung abzuschneiden. Als der Staudamm brach, wurde Münster überflutet und die Stadt ergab sich ihrem Bischof. So entstand eine erste Seefläche im Bereich des Alten Aasees.

Weil die Altstadt immer wieder durch Hochwasser überflutet wurde, schlug der schon erwähnte Zoobegründer Hermann Landois bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Anlage eines Stausees vor, mit dem das Wasser der Aa besser kontrolliert werden kann. Umgesetzt wurde die Idee aber dann erst einige Jahre nach Landois‘ Tod.

Heute ist der See Zentrum eines der schönsten Parks Europas. Im Park sind einige Skulpuren zu finden, die zum Teil auf Ausstellungsobjekte der „Skulptur.Projekte“ zurückgehen, die seit 1977 alle 10 Jahre in Münster stattfindet. Eines der bekannten Objekte sind die Giant Pool Balls von Claes Oldenburg, die unübersehbar auf den Aaseeterassen liegen. Bei ihrer Aufstellung brauchten die riesigen Kugeln noch Polizeischutz, weil Münsteraner Bürger aufgebracht reagierten und die Kugeln am liebsten im See versenkt hätten. Heute gehören sie mit zu den Wahrzeichen der Stadt.

„Blickst Du hinauf und liest die Worte“ von Ilya Kabakov

An der Promenade auf der Ostseite, kurz vor der Tormin-Brücke steht der Wewerka-Pavillon und davor die Installation „Blickst Du hinauf und liest die Worte“ von Ilya Kabakov von der Skulptur.Projekte 1997. Das Objekt erinnert an eine riesige Dachantenne. Wer genau hinsieht, entdeckt aber, dass der Antennendraht einen Text bildet, der wie in den Himmel geschrieben ist:

„Mein Lieber! Du liegst im Gras, den Kopf im Nacken, um dich herum keine Menschenseele, du hörst nur den Wind und schaust hinauf in den offenen Himmel – in das Blau dort oben, wo die Wolken ziehen – das ist vielleicht das Schönste, was du im Leben getan und gesehen hast.“

Ilya Kabakov, Blickst Du hinauf und liest die Worte