Am Vormittag haben wir erneut die Öffnung des Gemeindehauses in Angriff genommen. Erste Vorüberlegungen hatten wir schon an Tag 5 angestellt, wobei ich einiges mehr über die Gemeindegruppen erfahren habe. Heute stand für mich mehr das Haus selbst im Blick. Wenn von „Raum 2“ und „Raum 5“ die Rede ist, bekomme ich langsam eine Vorstellung, welcher Raum gemeint ist.

Das Gemeindehaus ist ein Neubau an der Stelle, wo neben der 1951/52 gebauten Friedenskirche bereits 1968/69 ein Jugend- und Gemeindehaus errichtet worden war. Kirche und Gemeinedehaus bilden heute ein Ensemble mit dem Pfarrhaus und dem 1971 gebauten Kindergarten „An der Friedenskirche“ , dem heutigen Ev. Friedens-Kindergarten. Anfang der 1980er Jahre hatte man noch überlegt am Junker-Jörg-Platz ein weiteres Gemeindezentrum zu bauen mit Nähe zu einer Diakoniestation mit Seniorenzentrum und Kindertagesstätte. In den 1990ern wurde der Plan wieder aufgegeben und statt dessen der Bereich an der Friedenskirche als Zentrum ausgebaut.

Statt des neuen Pfarrhauses in der Nähe des Junker-Jörg-Platz wurde das frühere private Wohnhaus von Pfarrer Drews an der Wallhecke zum offiziellen Pfarrhaus umgewidmet. Und statt eines zweiten Gemeindezentrums in Angelmodde-Waldsiedlung wurde das bestehende Areal Zum Erlenbusch ausgebaut. Von den eingesparten Geldern und unterstützt durch den „Förder- und Bauverein der Ev. Friedens-Kirchengemeinde e.V. Münster“, der aus dem früheren Kirchbauverein hervorgegangen war, wurde 2004/05 der Neubau des heutigen Gemeindehauses in Angriff genommen.

Foyer des Gemeindehauses

Das großzügige, moderne Gemeindehaus spiegelt sehr gut das offene Selbstverständnis der Friedens-Kirchengemeinde wieder. Schon von außen fallen die vielen großen Fenster auf. Sie sorgen nicht nur für viel Licht in den Räumen, sondern unterstreichen den einladenden Charakter des Gebäudes. Es will eben nicht nur Gemeindehaus sein, sondern ein offener Ort für die Menschen im Viertel. Betritt man das Foyer wird das sofort deutlich. Küche, Gemeindebüro und der große Gemeindesaal, nüchtern „Raum 1“ genannt, wirken durch Fenster und verglaste Türen ebenfalls offen und einladend.

Der große Gemeindesaal („Raum 1“) mit teilweise geöffneter Zwischenwand zum Kirchraum

Den Gemeindesaal trennen mobile Wandelemente vom Kirchenraum. Das ist aktuell natürlich wunderbar, denn dadurch lassen sich Ein- und Ausgang nicht nur gut trennen. Der Kirchraum lässt sich auch einfach vergrößern und gut durchlüften. Ursprünglich war einmal geplant auch die Kirche zu renovieren. Sie war zuletzt 1977, zum 25. Einweihungsjubiläum, umgestaltet worden. Dabei war der Altarraum erweitert und die Kanzel durch ein Lesepult ersetzt worden. Auch hatte man Holzboden und Bänke erneuert und schon damals eine Öffnung zum alten Gemeindehaus geschaffen. Beim Neubau des Gemeindehauses war überlegt worden, die Altarstufen weiter in den Raum zu ziehen und den Altar zentraler zu positionieren. Unter anderem aus Kostengründen ist das nicht realisiert worden. Vielleicht kann man ja zum 75. Einweihungsjubiläum 2027 eine Kirchenrenovierung in Angriff nehmen, wenn es denn die Finanzen zulassen (dazu gleich noch ein paar Worte).

Planungsmodell für den nicht realisierten Umbau der Friedenskirche

Auch die weiteren Gemeinderäume von unterschiedlicher Größe sind lichtdurchflutete Räume – jetzt im Sommer mit dem Wermutstropfen verbunden , dass einige Räume sehr stark aufheizen. Noch nicht in allen Räumen ist ein abdunkelnder Sonnenschutz angebracht.

Der kleine Gemeindesaal, in dem normalerweise u.a. der Kirchenchor probt

So ein modernes, großes Gemeindehaus hat aber leider noch andere Tücken als die Sonneneinstrahlung. Für den Neubau wurde Geld beim Kirchenkreis aufgenommen. Geplant war, dass Schulden bis 2021 getilgt sind. Hinzu kommen hohe Betriebskosten und hohe Abschreibungen im Zusammenhang mit dem neuen kirchlichen Finanzwesen, der sog. Doppik. Schon vor Jahren führte das die Gemeinde an die Grenze eines soliden Haushalts. Da mit der Umstellung des kirchlichen Finanzsystems die Gemeinde über mehrere Jahre keine Auskunft über ihre Vermögensverhältnisse bekommen konnte, zeichnet sich erst seit dem Frühjahr 2020 immer deutlicher ab, wie eng die Spielräume tatsächlich geworden sind. Im Moment ist es daher noch eine unbeantwortete Frage, wie die Nutzung des Gemeindehauses in Zukunft aussehen wird.

„Raum 5“ gilt als einer der beliebtesten Räume, weil er nicht nur gemütlich und hell ist sondern sich auch sowohl abdunkeln als auch vor Blicken von außen schützen lässt