Manchmal ist es schwierig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Heute ist zum Beispiel aufgefallen, dass mein Anrufbeantworter ausgefallen war. Die Person, die mich erreichen wollte, hatte glücklicherweise auch meine Mobilnummer. Aber ich hatte natürlich die Sorge, dass mich vielleicht schon mehrere Tage jemand erfolglos zu erreichen versucht. Das war zum Glück nicht so, wie die Anruferliste im Telefon zeigte. Miteinander ins Gespräch kommen, das ist für mich ganz wesentlich für christlichen Glauben. Weil es in der Predigt am Sonntag darum geht, warum wir glauben können, will ich nochmal auf diesem Weg zum Gespräch einladen: Schreiben Sie mir, warum Sie glauben können – oder auch: warum nicht?

Der Tag heute war in unterschiedlicher Form von Gesprächen geprägt: Geplante Gespräche mit Termin, ein ungeplantes Gespräch, mehrere kurze Gespräche „zwischen Tür und Angel“ und Telefonate. Im Moment sind die Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen, zwar eingeschränkt, aber trotz mancher Hindernisse und Kontakteinschränkungen doch möglich.

Der Predigttext für den nächsten Sonntag steht dagegen in einem Zusammenhang, der in radikalerweise von Kontaktverboten handelt: Es ist die Rede von Gottes Liebe und Barmherzigkeit, aber auch von todbringender Vergeltung. Das Volk Israel soll Gott bei Strafandrohung treu bleiben – dann bleibt auch Gott treu. Der Zusammenhang, in dem diese Verse stehen, handelt aber vom Kontaktverbot: Das erwählte Volk soll mit den andersgläubigen Völkern nicht nur keinen Umgang pflegen, sondern sie vertreiben oder vernichten:

Ihr seid ein heiliges Volk – ihr gehört ganz dem HERRN, eurem Gott. Er hat euch aus allen Völkern der Welt zu seinem Eigentum erwählt. Das hat er nicht etwa getan, weil ihr zahlreicher wärt als die anderen Völker. Denn ihr seid ja das kleinste von allen Völkern. Nein, aus Liebe hat er sich euch zugewandt und weil er das Versprechen halten wollte, das er euren Vorfahren gegeben hat. Darum hat er euch mit starker Hand aus der Sklaverei in Ägypten herausgeholt, er hat euch aus der Gewalt des Pharaos, des Königs von Ägypten, erlöst. So erkennt doch: Der HERR, euer Gott, ist der wahre und treue Gott!

Über Tausende von Generationen steht er zu seinem Bund und erweist allen seine Güte, die ihn lieben und sich an seine Gebote halten. Die ihn aber verachten, bestraft er mit dem Tod. Er zögert nicht, sondern gibt ihnen gleich, was sie verdienen. Darum lebt nach den Weisungen, Ordnungen und Geboten, die ich euch heute gebe! Wenn ihr sie befolgt, wird auch der HERR sich an seinen Bund mit euch halten. Ihr werdet weiter seine Güte erfahren, wie er es euren Vorfahren zugesagt hat.

Deuteronomium 7,6-12 Hofffnung-Für-Alle-bibel

Ich muss gestehen: Mit dem Predigttext liege ich über Kreuz. Erst habe ich gedacht: Der Text passt nicht in die Predigtreihe über christlichen Glauben. Aber gerade weil sich alles in mir sträubt, halte ich den vorschlagenen Predigttext für sehr passend, über Glauben nachzudenken. Denn Glaube muss kritisch bleiben und bereit sein, mit der eigenen Tradition zu ringen und mit dem Text zu streiten.

Oft genug begegnet ja der Einwand gegen Religionen, dass sie Hass und Gewalt säen und die Welt eine Bessere wäre ohne Glauben. Aber stimmt das? Ist eine Welt ohne Glauben überhaupt denkbar? Und welche Rolle spielen dabei Tabus und Kontaktverbote auf der einen und der Austausch zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen auf der anderen Seite? Warum können Sie glauben – oder warum nicht?

Sie können mit mir ins Gespräch kommen z.B. per E-Mail oder über Telegram. Und natürlich über alle anderen Kontaktkanäle.

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