Nachdem ich gestern schon mal gescheitert war, mir eine Übersicht über die Stadtteile und Kirchengemeinden zu verschaffen, geht das Scheitern heute weiter. Gestern hatte ich versucht, die an die Friedens-Kirchengemeinde angrenzenden Gemeinden mit Stadtteilen zu verbinden. Das ist geht schon in der Friedens-Kirchengemeinde nicht ganz auf und setzt sich in den anderen Bezirken durch. Versucht man, die Karte der evangelischen Gemeinden über die Pläne der Stadtbezirke zu legen, sieht man schnell: die Gemeindegrenzen folgen einer anderen Logik, die vermutlich eher pragmatische als historische Gründe hat. Trotzdem ist ein Blick in die Geschichte der Gemeinden selbst, durchaus interessant weil äußert verworren.

Schon der Bezug der ersten evangelischen Kirche unter den Preußen ist ein Hin und Her. Generalfeldmarschall von Blücher, der wie schon beschrieben, als Militärbefehlshaber in Münster die Entstehung einer evangelischen Gemeinde vorantrieb, hat die Auswahl zwischen zwei Klosterkirchen, der Clemenskirche und der damaligen Minoritenkirche. Blücher wählte die Clemenskirche. Schon kurze Zeit später wechselte die Gemeinde in die Dominikanerkirche um anschließend doch in die Minoritenkirche zu gehen.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Zivilgemeinde und die Militärgemeinde noch identisch. Problematisch war noch, das die beiden evangelischen Konfessionen noch nicht vertreten waren. Um die vorher natürlich katholisch genutze Kirche für den evangelischen Gottesdienst umzubauen – Beichtstühle und Bildstöcke raus, Wände und Gestühl weiß streichen – wurde zwischenzeitig nochmal die Dominikanerkirche genutzt, bevor dann die Minoritenkirche evangelische Kirche wurde. Erst 1871 wurden die Garnisonsgemeinde und die Zivilgemeinde getrennt.

Die gemeinsame Nutzung des Kirchraums war alledings konfliktreich, aber erst 1900 gab es eine zweite evangelische Kirche: Die Erlöserkirche war der erste evangelische Kirchbau in Münster. Um der „alten Kirche“ auch einen Namen zu geben, erhielt die ehemalige Minoritenkirche 1922 den Namen „Apostelkirche“. 1924 wurde im Süden Münsters die dritte evangelische „Kirche auf der Geist“ gebaut. An Stadtrand und auf den Dörfern feierte man Gottesdienst in Privathäusern, Schulen und Gaststätten.

Während der Nazi-Zeit und des Krieges wurden keine neuen Kirchen gebaut, aber die alten im Krieg beschädigt oder zerstört. Da durch die große Anzahl an Flüchtlingen die evangelische Gemeinde stark wuchs, gab es verstärke Bemühungen, evangelische Kirchen wieder aufzubauen. Den Anfang machte der CVJM in der Johannes-Kapelle, die bereits 1948 wieder eingeweiht wurde. Die beschädigte „Kirche auf der Geist“ wurde saniert und 1949 als Trinitatiskirche wieder eingeweiht. Die Erlöserkirche war so stark beschädigt, dass sie abgerissen und als Notkirche neu gebaut wurde. Als weiterer Neubau entstand am Diakonissenmutterhaus die Adventskirche. Die ebenfalls stark beschädigte Apostelkirche wurde im nach dem alten Vorbild restauriert und 1955 eingeweiht. Es folgten die Markuskapelle in Kinderhaus 1956, die Auferstehungskirche 1957 in St. Mauritz, 1958 die Matthäuskirche im Südbezirk und 1959 die Zionskirche in Handorf.

Nach 1945 werden 10 neue Pfarrstellen in Münster eingerichtet, so dass 1962 das Kollegium aus 16 Pfarrern besteht. Mitte der 1950er Jahre beginnen größere Umgestaltungen der Münsteraner Gemeinden. Für den Bereich Gremmendorf, Angelmodde und Wolbeck habe ich das neulich schon beschrieben, aber das ist nur ein Beispiel. So entstehen 1954 durch Auspfarrungen die Kirchengemeinden Hiltrup und Wolbeck. Am 1.1.1962 endet dann auch die Geschichte der Großgemeinde Münster – zumindest vorerst, denn wer weiß, was der Finanzdruck der nächsten Zeit an Veränderungen bringt. Im Januar 1962 jedenfalls wurden sechs selbstständige Kirchengemeinden gegründet:

  • Apostel-Kirchengemeinde
  • Auferstehungs-Kirchengemeinde
  • Erlöser-Kirchengemeinde
  • Matthäus-Kirchengemeinde
  • Trinitatis-Kirchengemeinde
  • Ev. Kirchengemeinde Roxel

Diese Gemeinde haben aber ähnlich wie die Kirchengemeinde Wolbeck in den Jahrzehnten danach immer wieder Änderungen ihres Zuschnitts erfahren. Manche größere Veränderungen liegen gerade mal ein Viertel-Jahrhundert zurück. Von wirklich gewachsenen Strukturen kann man da kaum sprechen. Kein Wunder, dass es für einen Neuling schwer ist, sich mal eben Übersicht zu verschaffen.

Heute besteht die Münsteraner Gemeindelandschaft jedenfalls aus diesen zwölf Gemeinden, die zum Teil wiederum durch Aufteilung und Neuzuschnitt entstanden sind:

  • Andreas-Kirchengemeinde
  • Apostel-Kirchengemeinde
  • Auferstehungs-Kirchengemeinde
  • Erlöser-Kirchengemeinde
  • Friedens-Kirchengemeinde
  • Johannes-Kirchengemeinde
  • Lukas-Kirchengemeinde
  • Markus-Kirchengemeinde
  • Matthäus-Kirchengemeinde
  • Thomas-Kirchengemeinde
  • Ev. Kirchengemeinde Handorf
  • Ev. Kirchengemeinde Wolbeck

Fortsetzung folgt.

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