Auf den ersten Blick ist eine Kirchengemeinde erstmal ein großes Durcheinander und wirres Knäuel von losen Fäden. Erst nach und nach erkennt man Strukturen und Zusammenhänge. Das kann auf den ersten Blick nicht gelingen. Es braucht notwendig Jahre, und noch nach Jahrzehnten wird man neue Elemente und Verknüpfungen erkennen.

Am heutigen Tag füllte sich mein Notizbuch mit zahlreichen Notizen: Namen, historische Informationen und Histörchen aus der Gemeindegeschichte, Üblichkeiten und wichtige Termine. Gemeindesekretärin Doris Ulmke hat sich Zeit genommen, mich durch sämtliche Räume in Kirche und Gemeindehaus zu führen. Zu jedem Raum und Kämmerchen gibt es eine eigene Geschichte. Überall gibt es Spuren von Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten das Gemeindeleben prägten. Solche Informationen sind oft noch wichtiger als zu wissen, wo die Teebeutel stehen und das Gemeindesiegel zu finden ist. Später hat mir Beate S. Herbers, die Vorsitzende des Presbyteriums, viele weitere Informationen gegeben. Ohne mein Notizbuch wäre ich hilflos aufgeschmissen. Wahrscheinlich brauche ich jetzt erstmal einen Tag, um die vielen Infos zu einzusortieren.

Manche Dinge springen einem zum Glück sofort ins Auge und bleiben haften. Sie sind so etwas wie Ankerpunkte, an die sich weitere Erinnerungen anknüpfen können. Dazu gehört einladende, helle Foyer des Gemeindehauses mit den Skulpturen aus Tansania und einem großformatigen, strahlenden Gemälde. Ich weiß gar nicht, ob das Bild einen Namen hat. Es ist mir aber schon bei den ersten Besuchen im Gemeindehaus ins Auge gefallen. Gemalt wurde es von Harald Forst. Der Künstler ist lebt in Gremmendorf, ist von Haus aus Arzt und künstlerischer Autodidakt. Er ist der Kirchengemeinde sehr verbunden und das Bild ist Ausdruck dieser Verbundenheit, v.a. zu Pfarrer Hartmut Hawerkamp, meinem Vorgänger in der Pfarrstelle.

Mit dem Gemälde verhält es sich ein bisschen wie mit dem ersten Blick in eine Kirchengemeinde: Zunächst wirkt es wie ein großes abstraktes Durcheinander. Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man aber eine Landschaft: Häuser, die sich zu einer kleinen Siedlung formen, Bäume und Berglandschaft. Ich freue mich darauf, diese Bild in den nächsten Begegnungen weiter zu erkunden. Ein Bild kennenzulernen braucht Zeit. Genauso wie das Kennenlernen von Menschen und dem großen Komplex Kirchengemeinde.