Angelmodde gilt als Künstlerdorf und wird zuweilen in einem Atemzug mit Worpswede genannt. Mag das auch etwas übertrieben sein, ist es doch interessant, einen kleinen kunstgeschichtlichen Ausflug zu wagen. In letzter Minute haben wir es noch geschafft, die Ausstellung „Gemeinsam für die Kunst“ im Stadtmuseum Münster anzusehen. Die Ausstellung erinnert an die Anfänger der Freien Künstlervereinigung Schanze, die 1919 gegründet wurde und noch heute als besteht.

Eine Schanze dient dazu, auf einen schrägen Abwärtsbahn zu beschleunigen, um sich dann weit forttragen zu lassen. Nach den Erfahrungen des 1. Weltkriegs wollten Münsteraner Künstler den Sprung wagen und künstlerisches Neuland betreten. Am Anfang stand dabei ein weiter Kunstbegriff: Maler, Schriftsteller, Theaterleute, Musiker und Tänzer gehörten am Anfang zu den Mitgliedern. Die Künsterlervereinigung sollte Publicity bringen und die neue Kunst im künsterlerisch recht konservativen Münster bekannt machen, denn die schwierige wirtschaftliche Lage nach dem Weltkrieg erlaubt es jungen Künstlern kaum, von ihrer Kunst zu leben.

Die Schanze war nicht programmatisch ausgerichtet. Man wollte eher ein Zentrum für künsterlerischen Ausstausch schaffen. Geprägt waren die Künstler zunächst durch Impressionismus und Expressionismus, bevor man sich tendentiell stärker der Neuen Sachlichkeit zuwandte. Man versucht die Lebenswirklichkeit zu zeigen, malt und zeichnet das Stadtleben, Hinterhöfe und Alltagssituationen, ist dabei aber eher unpolitisch.

Einführungs-Info zur Ausstellung mit dem ursprünglichen Schanze-Logo (re.)

1922 kam es zu einer ersten Ausstellung im Landesmuseum mit Aqarellen, Textilarbeiten und architektonischen Entwürfen. Die Ausstellung ist ein Erfolg und in Folgejahren gibt es neue Austellungen. Während des Nationalsozialimus wird die Schanze notgedrungen Mitglied in der „Reichskammer der bildenen Künste“. Die Künstler arrangieren sich mit dem System oder produzieren Kunst im Sinne des Nationalsozialismus. Insofern können die Schanze-Künstler in der Zeit weiter Ausstellen. Ministerien und andere Institutionen des Dritten Reichs kaufen sogar Schanze-Kunst.

Um 1930 zogen erste Künstler nach Angelmodde. Zum Künstlerdorf wurde Angelmodde während des Krieges, weil Münster stark zerstört wurde und viele Künstler aufs Land flüchteten. Der Münsteraner Kunsthändler Heinrich Götting, Sohn eines Angelmodder Schanze-Künstlers, schreibt in einem Beitrag im Ausstellungskatalog zum 100-jährigen Schanze-Jubiläum über das Leben im Künstlerdorf, das unter anderem durch gemeinsame Karnevals- und Schützenfeste geprägt war. Über den künstlerischen Austausch gehen dagegen die Meinungen auseinander. „Ein Worpswede im Münsterland war Angelmodde vermutlich nicht“, resümiert Götting.

Nach dem Krieg veränderte sich die Schanze deutlich. Die Kunst wurde abstrakter und moderner. Ab 1950 durften auch Frauen Mitglieder werden. Regelmäßig gab es Jahresausstellungen, die viel Beachtung fanden. Immer wieder gab es aber auch Streit in der Künstlervereinigung mit Diskussionen über die Auflösung. Dennoch blieb die Schanze bestehen. Der interessante Ausstellungskatalog stellt aktuelle Schanze-Künsterlerinnen und Künstler vor. Die Münsteraner Galerie König stellt ihre Werke aus. Auf der Galerieseite gibt es eine Reihe von Bildern, die einen Eindruck von jüngeren Arbeiten der Schanze-Künstler geben.