Zum Kennenlernen gehört, dass sich allmählich Verknüpfungen und Verbindungslinien bilden. So ist ja letztlich auch unser Gehirn aufgebaut: Nervenzellen verbinden sich mit anderen und umso stärker die Verbindung ist, desto stabiler ist die Erinnerung daran, was womit zusammenhängt. Heute morgen habe ich mich mit Gerhard Trottier getroffen. Er war von 1989 bis 2001 Pfarrer in der Friedens-Kirchengemeinde. Und was ich schon an meinem Beckumer Vorgänger Friedrich Vogelpohl sehr geschätzt habe: Gerhard Trottier hat ein gutes Gedächtnis für die Gemeindegeschichte und kann wunderbar von Zusammenhängen erzählen.

Spannend fand ich, wie nach dem Krieg die in der katholischen Diaspora verstreuten Evangelischen allmählich zueinander fanden. In Gremmendorf war es vor allem Erich Greffin (1895-1978), Rektor der Gremmendorf Pestalozzischule, der sich als Laienprediger engagierte und in Gaststätten und Schulräumen die Evangelischen zum Gottesdienst versammelte. Greffin stammte aus Danzig, war Presbyter und Kirchmeister und studierte in Bethel nebenbei noch Theologie. Er taufte, traute und beerdigte, was bei den katholischen Einwohner auf Unverständnis stieß, war er doch kein Pastor und erst recht kein Priester.

1948 kam dann mit Franz Drews ein Pfarrer nach Wolbeck, Gremmendorf, Angelmodde und Albersloh, der mit Erich Greffin gemeinsam bestrebt war, evangelischen Gemeindeleben aufzubauen. Und nun kommt die wichtige Verknüpfung ins Spiel: Der schon mehrfach erwähnte Pängelanton. Entlang der Bahnlinie der Westfälischen Landeseisenbahn suchten Drews und Greffin Orte in der Nähe der Haltestellen, wo sie Gottesdienste und Gemeindetreffen veranstalten konnten: in einer Baracke auf der Loddenheide, in der Gremmendorfer Pestalozzi-Schule, in einer Baracke in Angelmodde Dorf, in Schloss Wolbeck und in einer Gasttätte in Albersloh: „Alles, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, an der Linie der Westfälischen Landeseisenbahn gelegen“, so Trottier in einem interessanten Beitrag in der Festschrift zu 50 Jahren Gnadenkirche Albersloh. Erich Greffin und Franz Drews wechselten sich 14-tägig ab, um die Gottesdienste entlang der Perlenschnur zu halten.

Das Gespann Greffin und Drews prägte die evangelische Kirchenlandschaft in einer Weise, dass sie bis heute nachwirkt. 1952 wurde die Friedenskirche eingeweiht, 1956 die Gnadenkirche, 1965 die Wolbecker Christuskirche. Bei allen drei Kirchen waren Drews und Greffin die treibenden Kräfte. 1954 wurde der eigentlich nur als vorübergehender Hilfsprediger für die Ostvertriebenen eingesetzte Drews regulärer Pfarrer für den großen Pfarrbezirk. An Erich Greffin erinnert ein Weg im Norden Gremmendorfs an diesen für die Orts- und Gemeindegeschichte so wichtigen Menschen.

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