Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür. Zeit, mal einen Blick auf die Gemeinde in kommunaler Hinsicht zu schauen. Heute habe ich mich mit Rolf-Dieter Schönlau getroffen. Seit sechs Jahren ist er Bezirksbürgermeister in Münster Süd-Ost. Schön länger sitzt er für die SPD im Bezirksparlament. Da Herr Schönlau nicht mehr zur Wahl antritt, kann ich hier unverfänglich vor der Wahl von dem Gespräch mit ihm berichten. Mich hat seine Sicht auf den Bezirk und auf die Verbindung zur Kirchengemeinde interessiert. Rolf-Dieter Schönlau ist selbst Gemeindeglied.

Zum Bezirksvertretung gehören aktuell 19 Mitglieder. Vor Schönlau waren Michael Klenner und der heutige Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe (beide CDU), Bezirksbürgermeister in Südost. Aufgaben der Bezirksausschüsse reichen von Fragen der Straßenbenennungen bis zur Zuschussvergabe für Veranstaltungen im Bezirk. Bei Angelegenheit, die den Bezirk betreffen, haben die Bezirksvertreter das Recht, vor einer Entscheidung vom Rat der Stadt gehört zu werden. Auch wenn ihr Votum für den Rat nicht bindend ist, hat es doch Gewicht.

Was den Bezirk Münster Süd-Ost für Rolf-Dieter Schönlau besonders prägt, ist seine Inhomogenität: Wolbeck, Angelmodde-Dorf, Angelmodde Waldsiedlung, Angelmodde West und Gremmendorf sind recht unterschiedlich geprägte Stadtteile, mit unterschiedlicher Geschichte und jeweils eigenem Selbstbewusstsein. Auf der einen Seite ist das reizvoll, auf der anderen Seite kann es aber auch problematisch sein, weil die Interessen der einzelnen Stadtteile unterschiedlich ausgerichtet sein können. Insbesondere für Gremmendorf und Angelmodde West und Waldsiedlung bestätigt Schönlau einmal mehr das schon des Öfteren erwähnte Manko, dass ein wirkliches Zentrum fehlt. Das ist in Angelmodde Dorf mit seiner gewachsenen Struktur und in Wolbeck mit seinem kleinstädtischen Flair anders.

Mondaufgang über Gremmendorf

Für die Zukunft sieht Schönlau vor allem zwei große Aufgabenkomplexe. Der eine Komplex dreht sich um das Stichwort „Strukturwandel“. In den vergangenen Jahrzehnte, insbesondere seit dem Weggang der britischen Soldaten, befinden sich Gremmendorf und Angelmodde im Wandel. Am Anfang stand dabei die Umwandlung von zuvor militärisch genutztem Gelände in städttischen Nutzraum, zum Beispiel auf der Loddenheide, oder die Nutzung von früheren Soldatenwohnungen als neuen Wohnraum etwa in Lütkenbeck. Dieser Veränderungsprozess ist noch im vollen Gange. Viel Wohnraum entsteht auf dem Gelände der York-Kaserne. Demnächst kommt noch das Westfalen-Gelände dazu und der Bereich am Osttor. Auch am Lilienthalweg sollen die dortigen ehemaligen Soldatenwohnungen mit den großen Gartenflächen neuem Wohnraum weichen. Nach Ratsbeschluss soll dabei ein Drittel des neu geschaffenen Wohnraums sozialer Wohnungsbau sein.

Mit dem neuen Wohnraum kommen jüngere Bewohner ins Quartier. Junge Familien ziehen aber nicht nur in die neuen Wohnungen. Auch alter Wohnraum wird neu bezogen, weil viele, die in den 50er bis 70er Jahren herzogen, nach und nach versterben und die Wohnungen von der jüngeren Generation bezogen wird. Das verlangt dann auch nach neuen infrastrukturellen Maßnahmen: Kindergärten werden benötigt und Grundschulen. Schon länger ist der Bau eines Gymnasiums am Standort Gremmendorf im Gespräch. Und für ältere Jungendliche und junge Erwachsene braucht es Angebote vor Ort, zum Beispiel eine Einrichtung wie das Jugendzentrum Bahnhof Wolbeck, das zwar auch von Jugendlichen aus Gremmendorf und Angelmodde genutzt wird, aber rund 6 km entfernt ist.

Der zweite Komplex hängt mit der Frage der Infrastruktur zusammen: Verkehr. Der Albersloher Weg ist schon jetzt oft überlastet. Mit den neuen Wohngebieten kommen auch mehr Fahrzeuge in den Bezirk, die ebenfalls über den Albersloher Weg kommen müssen. Um Entlastung zu bekommen, soll die WLE-Strecke reaktiviert werden, wogegen sich Widerstand insbesondere bei den direkten Anwohnern der Bahntrasse regt. Bis in die 70er Jahre hatte es auf der Strecke Personenverkehr gegeben, danach nur noch Güterverkehr zur Westfalen AG. Die politischen Entscheidungsträger sind sich im Prinzip einig, dass die WLE-Reaktivierung zur Reduzierung des Individualverkehrs unverzichtbar ist. Die Reaktivierung ist allerdings mit einigem Aufwand verbunden. So müssen Bahnübergänge mit Schranken ausgestattet werden. Eine weitere Maßnahme ist der Ausbau von Velo-Routen. Gleich zwei der geplanten Routen führen durch Angelmodde und Gremmendorf.

Der Bezirk ist also im starken Wandel. Gut, wenn es dann Kontinuitäten gibt, z.B. bei der Zusammenarbeit der Bezirksvertretung mit den Kirchengemeinden. So hat die Bezirksvertretung in der Vergangenheit gern und regelmäßig im Gemeindesaal der ev. Gemeindehauses getagt. Und Rolf-Dieter Schönlau verweist auf die gute Zusammenarbeit nach 2015 hin, als viele Geflüchtete insbesondere auf dem York-Gelände untergebracht worden waren. Gemeindemitglieder haben die Geflüchteten in unterschiedlicher Weise unterstützt und für ein gutes Miteinander im Quartier gesorgt. Auch für die Zukunft sieht Schönlau viele Möglichkeiten der Kooperation, aber auch wichtige Aufgabenfelder für die Kirchen. Zum Beispiel im Aufbau von offenen Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene und in generationsübergreifender Arbeit. Auch wenn Rolf-Dieter Schönlau dann nicht mehr als Bezirksbürgermeister zuständig ist, ist er sicher, dass auch die künftige Bezirksvertretung gerne mit der Ev. Friedens-Kirchengemeinde zusammenarbeiten wird. Wer auch immer Schönlaus Nachfolger wird: Nach der Wahl, die voraussichtlich im November erfolgen wird, werde ich auf jeden Fall den Kontakt suchen.