Im Musical „Cabaret“ singt die junge Sängerin Sally: „Money makes the world go round“. Es geht um die Kluft zwischen Arm und Reich. Die einen können kaufen, was sie wollen, die andern nagen am Hungertuch. Doch wenn im Lied ein Armer seinen „kleinen dicken Pastor“ um Rat fragt, antwortet der bloß: „Du muss einfach mehr lieben!“ Geld regiert die Welt. Weiß christlicher Glaube wirklich keinen besseren Rat, als mit salbungsvollen Worten darauf zu antworten?

Die Predigtgedanken im Rahmen einer Online-Andacht

Statt über das Tabuthema Geld zu sprechen, reden wir lieber über Gottes Güte und Nächstenliebe. Dabei spielt die Frage des Geldes und des richtigen Umgangs damit in der Bibel eine große Rolle. Denken Sie allein im Alten Testament an das Verbot, Zinsen zu nehmen. Dort wird sogar geboten, alle 50 Jahre sollen allen alle Schulden erlassen werden. Ein Alptraum für Familien, die sich über Generationen ein großes Vermögen aufgebaut haben. Einmal kam ein junger Mann zu Jesus. Er war an Moralfragen interessiert und wollte noch besser leben. Jesus sagte ihm: „Verschenk dein Geld an Arme und folge mir nach.“ Da ging der junge Mann enttäuscht weg. Er hatte einfach zu viel Geld. Über Moral zu reden ist in Ordnung. Aber beim Geld hört auch im Glauben der Spaß auf.

Jesus spricht über Geld. In einer Geschichte erzählt er von einem Mann, der alles andere als vorbildlich ist. Der Mann verwaltet das Vermögen eines Reichen. Er wird angeschwärzt, Geld zu verschwenden. Der Reiche verlangt eine Abschlussbilanz und will den Verwalter rausschmeißen. Der Verwalter ist keine körperliche Arbeit gewohnt und will auch nicht betteln gehen, also fasst er einen kühnen Plan. Er lässt Leute zu sich kommen, die seinem Chef Öl oder Weizen schulden, und manipuliert die Schuldscheine beträchtlich nach unten. Wenn sein Chef ihn auf die Straße setzt, werden die ihm weiterhelfen. Sie haben gemeinsam die Schuldscheine gefälscht. Die Leute stehen nun in seiner Schuld: Eine Hand wäscht die andere. Der Verwalter hat sie in der Hand. So gerissen muss man mal sein, sagt sogar sein Ex-Chef bewundernd (vgl. Lukas 16,1-9).

Von so einem Mann könnt ihr nur lernen, sagt Jesus zu seinen Jüngern. – Was?, werden die Jünger gefragt haben, wir sollen von einem Kriminellen lernen? Die erstaunliche Antwort von Jesus: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon. Mammon ist das aramäische Wort für Geld und Vermögen. Besitz ist in der Gesellschaft ungleich verteilt. Die Reichen werden reicher und die Armen ärmer. Weil Vermögen ungleich verteilt ist, entsteht Ungerechtigkeit. Deshalb spricht Jesus wortwörtlich vom Mammon der Ungerechtigkeit. Und der Mann ist der Verwalter der Ungerechtigkeit.

Geld und Besitz sind natürlich nicht an und für sich ungerecht oder schlecht. Geld ist erstmal nur Geld. Ein Stück geprägtes Metall oder bedrucktes Papier. Die Geldwirtschaft sorgt für Aufschwung: „Money makes the world go round.“ Geld macht vieles leichter. Selbst Jesus und seine Jünger hatten eine gemeinsame Geldkasse. In der Bibel ist Wohlstand immer auch ein Zeichen von Segen. Geld und Besitz sind Güter, die uns anvertraut sind.

Aber Geld hat eine verführerische Macht. Auf einem Graffiti war die Frage zu lesen: „Hast du Geld? Oder hat das Geld dich?“ Verwaltest du Geld? Oder verwaltet Geld dich? Jesus zeigt auf den Verwalter: Schaut euch den an! Ihm wurde Geld anvertraut. Er hat es verschleudert. OK, er war ein Egoist: Er hat sich damit Vorteile verschafft. Aber er hat das Geld benutzt, wofür es da ist. Er hat sich nicht vom Geld verführen lassen, es bloß zu verwalten und zu mehren. Er hat es klug genutzt. Genau dafür ist Geld da. Geld ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Geht klüger mit eurem Geld um als die Verwalter der Ungerechtigkeit.

Jesus spricht über Geld. Die Geschichte ist kein Gleichnis. Es ist eine Beispielgeschichte, die ohne salbungsvolle Worte Rat gibt. Verwaltet nicht den Mammon der Ungerechtigkeit, sondern schafft mit ihm Gerechtigkeit. Wer bei Lukas weiterliest, findet Geschichten darüber, dass Reiche ihren Reichtum teilen und ungerecht erworbenes Geld zurückgegeben sollen. Also: Geht klug mit dem Geld um. Nutzt es zum Segen. Das wird am Ende auch euch nützen.

Irischer Segenswunsch

Mögest du arm sein an Unglück und reich an Segen,
langsam im Zorn und schnell in der Freundschaft.
Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell,
mögest du immer mit Freunden gesegnet sein.

Foto: Capri23auto auf Pixabay